Inhalt

Interessant + Wissenswert


Schriftgut und Überliefertes

Blankenburg, Gerhard un Elli, Das Dorf Bültum - seine Geschichte und seine Einwohner

Niehoff, Christina, Die Ortschaften des Ambergau im Jahre 2005 - Das Dorf Bültum, Lühmann Druck, Bockenem 2008


Spuren von historischen Produktionsstätten

Wer heute dem beschaulichen Bültum einen Besuch abstattet ahnt nicht, welche interessanten und innovativen Betriebe hier einst ansässig waren

Molkerei

Zu finden: Wehrstedter Str. 1

1898 wurde hier eine Molkereigenossenschaft gegründet, die zwar 1904 wegen wirtschaftlicher Probleme in private Hand überging, fortan aber ihr Einzugsgebiet auf die Nachbardörfer Groß- und Klein Ilde und Wehrstedt ausdehnte. Der neue Eigentümer modernisierte den Betrieb und nutzte die bei der Produktion anfallende Molke als Futter für die Schweine eines von ihm auf der anderen Straßenseite aufgebauten Mastbetriebes. Dazu wurde die Molke durch eine Leitung unterhalb der Straße in den Stall gepumpt.

Die Molkerei erhielt noch zu Beginn des Jahres 1943 eine Auszeichnung für hervorragende Leistungen bei der Herstellung von Lagerbutter, musste aber wenige Monate später ihren Betrieb einstellen.

Schweinemästerei

Zu finden: Wehme 3

Die Schweinemästerei, die aus einem mehrstöckigen Gebäude mit Futterlager, Pferdestall und Wohnung des Schweinemästers und einem eingeschössigen Stallgebäude mit Umfahrt bestand und in der zeitweise bis zu 1000 Tiere gemästet wurden, wurde daraufhin ebenfall geschlossen. Im Giebel der Mästerei ist noch heute ein Schweinskopf zu sehen.

Das ehemalige Molkereigebäude wird seit der Stilllegung und nach Demontierung der Anlage als Wohnhaus genutzt.

Schmiede

Zu finden: Wehme 2

In unmittelbarer Nähe dieser beiden Gebäude steht die letzte und 1887 erbaute Schmiede Bültums. Sie ist nicht mehr in Betrieb, ihre Einrichtung aber bis heute erhalten geblieben.

Landfrost Ambergau

Zu finden: Scheune Nordholz

1960 setzten 16 Landwirte der Ambergaudörfer Bültum, Upstedt, Nette, Bönnien, Störy, Hary und Klein Ilde eine für die damalige Zeit revolutionäre Idee in die Tat um und gründeten einen Landfrostbetrieb, in dem sie ihre selbst produzierten landwirtschaftlichen Produkte verarbeiteten und vertrieben, um sich auf diese Weise Einkommensalternativen zum Getreide- und Rübenanbau zu erschließen. Ihr Ziel war es, Arbeitskräfte vor Ort zu binden und Kunden über Privathaushalte zu erreichen, die zunehmend  über Gefriergeräte verfügten. Die Landfrost GmbH Ambergau nutzte für ihren Betrieb eine Scheune und ein angrenzendes Stallgebäude in Bültum und ein Kaltlagerhaus in Upstedt.

Man erarbeitete genaue Anbau- und Erntepläne, stattete die Betriebsgebäude mit moderner Technik aus, startete im ersten Jahr mit der Verarbeitung von Erbsen und erweiterte die Produktpalette in den Folgejahren stetig. Mit ihrer erfolgreichen Produktion erregten die Landwirte deutschlandweit für Beachtung in Zeitschriften und Tageszeitungen. So auch in der Ausgabe das Spiegel vom 20.11.1963, in der es heißt:  

Aus diesem Grunde zog auch ein kleines Konsortium kluger Feld-, Wald - und Wiesenbesitzer in Bültum (Kreis Hildesheim-Marienburg) eine Tiefkühlfirma, die Landfrost GmbH Ambergau, auf. Die Bauern hatten vorher außer Zuckerrüben schon Gemüse angebaut. Da ihr Hauptabnehmer stets die Preise drückte, legten sich die Bauern für 120 000 Mark eine Gefrieranlage, Erbsendreschmaschinen und eine Packvorrichtung zu. Ihre preisgünstig kalkulierten Produkte werden sie bei Werkküchen reißend los. Großabnehmer ist das Volkswagenwerk.

Über faire Preise und gute Qualität gelang es der Landfrost GmbH Ambergau ihre Kunden über Jahre zu halten, doch 1969 konnte sie dem zunehmenden Konkurenzkampf der Branche nicht mehr standhalten und musste die Produktion von Tiefkühlgemüse einstellen.